Konsequenzen des Fachkräftemangels auf die Projektarbeit

Der Fachkräftemangel hat inzwischen alle Unternehmen erreicht. Keine Branche ist ausgenommen. Und diese Entwicklung wird sich – so zumindest die Aussage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz – in den nächsten Jahren fortsetzen. Hauptursache ist der demografische Wandel. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnten bis 2035 dem deutschen Arbeitsmarkt rund sieben Millionen Arbeitskräfte verloren gehen. Die Politik und die Unternehmen werden sicherlich daran arbeiten, diese Zahlen abzufedern, aber es ist unvermeidbar, dass Unternehmen daneben ihre Prozesse darauf auslegen, mit knappen (menschlichen) Ressourcen umzugehen.

Herausforderung Ressourcenplanung

In kontinuierlichen Prozessen, wie zum Beispiel in der Produktion, kann der Mangel an Ressourcen schnell erkannt werden. Im besten Fall kann er sogar im Voraus berechnet werden, da der Output des Prozesses von Leistungsgrößen abhängt, die klar identifiziert werden können. Grundlage dafür ist meist der Arbeitsplan, der Arbeitsschritte in Kombination von Menschen und Maschinen zeitlich definiert. In Projekten ist das im Grunde nicht anders, wird aber in der Regel allenfalls ansatzweise so praktiziert.

Die wohl am meisten angewendete Methode: den Bedarf an Produktentwicklungsvorhaben (= Projekte) vorausschauend an die umsetzenden Bereiche kommunizieren. Gegebenenfalls wird dieses Projektportfolio durch die Technologieprojekte ergänzt. Daraus erstellen die Fachabteilungen eine Abschätzung, wie hoch der Ressourcenbedarf für ihren Bereich ist, um dieses Portfolio umzusetzen. Soweit eine Unterdeckung besteht, wird im Dialog geklärt, ob eine Rekrutierung neuer Fachkräfte möglich ist und falls nicht, welche Auswirkung das auf die laufenden und anstehenden Projekte hat. Da sich ein Unternehmen selten disruptiv entwickelt, war dieser Ansatz basierend auf einer stetigen Weiterentwicklung ausreichend, um eine Balance zwischen Ressourcenbedarf und unternehmerischem Erfolg zu gewährleisten.

Planungsansätze mit Schwächen

Aber auch dieser Ansatz hatte Schwächen, da in vielen Fällen nur die Summe der Ressourcen über eine Planungsperiode – meist ein Jahr – betrachtet wurde. Der konkrete zeitliche Bedarf in einem Monat oder gar einer Woche wurde nicht ermittelt. Bei der Umsetzung der Projekte wurde das aber auch gerne zum Stolperstein, denn Bedarfe an bestimmten Spezialisten in Perioden haben sich kumuliert. Die Folge: ein Bottleneck entstand, der für einzelne Projekte zum Terminverzug führte.

Aus der Praxis unserer Beratungsprojekte wissen wir, dass die Aufsummierung solcher Fälle durchaus zu beträchtlichen Terminverzügen bei einzelnen oder auch fast allen Projekten führen kann. Der Effekt wird oft unterschätzt und selten korrekt gemessen. Wenn man aber auf Arbeitsebene mit den Betroffenen redet, sind es gerade die tagesaktuellen Verdrängungsvorgänge, die dazu führen, dass Terminzusagen gerissen werden.

Ein weiterer Effekt, der zu Problemen bei der Bearbeitung der Projekte führt: neu rekrutierte Mitarbeiter – auch wenn sie durchaus qualifiziert sind – bringen nicht sofort ihre volle Leistung. Die Einarbeitung sowie die Einführung in die spezielle unternehmensspezifische Materie braucht Zeit, die oft bei der Berechnung des Ressourcenbedarfs nicht berücksichtigt wird.

Fachkräftemangel führt zu nicht-linearen Effekten

In Zukunft werden die bisherigen Planungsansätze nicht mehr ausreichen, um ein Portfolio an Projekten termingerecht abzuarbeiten. Dafür gibt es mehrere Ursachen:

Schwankungen im Leistungsvermögen

Die Ressourcenplanung „pendelt“ nicht mehr um einen relativ stabilen Punkt. Zu- und Abgänge von Menschen führen zu deutlichen Schwankungen im Leistungsvermögen einer Entwicklungsabteilung und auch der beteiligten interdisziplinären Bereiche.

Abgänge von wichtigen Erfahrungsträgen

Abgänge an Erfahrungsträgen – meist solche, die in den Ruhestand gehen – sind zwar einerseits gut planbar. Aber andererseits besteht oft nicht der betriebswirtschaftliche Spielraum, längerfristig überlappend Ersatz einzustellen, sodass ein Erfahrungstransfer zumindest ansatzweise möglich ist.

Überlastung durch anfallende Mehrarbeit

Um Abgänge von Wissensträgern zu kompensieren, wird oft die Arbeit auf bestehende Mitarbeiter verteilt. Das führt zu einer Überlastung durch anfallende Mehrarbeit. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen, da beispielsweise der Krankenstand steigt oder auch die Zufriedenheit von Mitarbeitern massiv abnimmt.

Rekrutierung und Einarbeitung dauert länger

Die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Fachkräfte dauert inzwischen häufig länger und ist zudem meist kostspieliger als bisher. Damit entstehen neue Rahmenbedingungen, die es für Führungskräfte schwierig gestaltet, zu prognostizieren, wer wann welche Leistungsfähigkeit entwickeln wird.

Wissensmanagement als strategisches Schlüsselthema

Es kann nicht verhindert werden, dass Erfahrungen mit dem Ausscheiden der Boomer-Jahrgänge in den Ruhestand verloren gehen. Deshalb wird Wissensmanagement zu einem strategischen Schlüsselthema.

HR-Wettbewerb erfordert innovative Wege

Außerdem erfordert das Buhlen um Fachkräfte neue, innovative Wege, um sich als Unternehmen im Wettbewerb gegen andere als attraktiver Arbeitgeber durchzusetzen. Somit kann ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit drohen, da möglicherweise andere Unternehmen besser in der Lage sind, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen.

Einfach so weitermachen ist keine Lösung

Darauf aufbauend entsteht ein Worst Case-Szenario. Die Projekte laufen in allen drei Zieldimensionen (Kosten, Qualität und Zeit) so aus dem Ruder, dass die unternehmerischen Ziele ernsthaft gefährdet sind. Die meisten Unternehmen wissen daher: Einfach so weitermachen, geht nicht!

Drei Stellhebel bieten sich an, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten:

  • Berücksichtigung in der Unternehmensstrategie
  • Langfristige Personalplanung
  • Strukturierte Projektportfolioplanung

Fachkräftemangel in der Unternehmensstrategie berücksichtigen

Fokus ist das Schlüsselwort der Zukunft. Unternehmen müssen sich auf die Geschäftsbereiche bzw. die Produkte konzentrieren, die eine Schlüsselposition für den Unternehmenserfolg haben. Viel zu oft werden „Nice to have“-Positionen im Portfolio berücksichtigt. Abgesehen davon, dass auch diese Positionen Management-Aufmerksamkeit erfordern, ziehen sie auch Ressourcen von Kernprojekten ab. Diese Wettbewerbssituation sollte im Ansatz vermieden werden.

Personalplanungen langfristig und strategisch ansetzen

Fachkräftemangel ist ein Personalthema. Da dieser Mangel das Wachstum eines Unternehmens ernsthaft gefährden kann, muss die Personalplanung an Stellenwert gewinnen. Angefangen von der Frage, wie sich das Unternehmen attraktiver für Fachkräfte darstellt, über den Dialog mit Menschen, die im ruhestandfähigen Alter sind, bis hin zur betriebswirtschaftlichen Berücksichtigung von längeren Doppelbesetzungen an Stellen, wo Erfahrungsträger sitzen, die zeitnah das Unternehmen verlassen. Es ist dringend zu empfehlen, dass die Unternehmensleitung die Personalplanung zu einem strategischen Thema erklärt und es intensiv mitgestaltet.

Das Projektportfolio strukturiert entscheiden und abarbeiten

Bereits in unserem vorherigen CO Improve Newsletter haben wir unseren Ansatz für ein leistungsfähiges Projekt-Portfoliomanagement vorgestellt. Die Quintessenz ist, dass sowohl die Entscheidung, welches Projekt umgesetzt werden soll, als auch die operative Einsteuerung von Projekten strukturierter erfolgen müssen. Diese Struktur erfordert managerial mehr Aufwand, welcher sich aber später auszahlt. Mit einer Steuerung auf tieferer Detailebene lassen sich viele Effekte, wie zum Beispiel das Gap an Erfahrungen bei neuen Mitarbeitern, deutlich besser berücksichtigen. Es lohnt sich, in diesen Prozess zu investieren. Am Ende wird sichergestellt, dass die für das Unternehmen wichtigen Projekte termin-, kosten- und qualitätsgerecht abgeschlossen werden.

Dem Fachkräftemangel rechtzeitig vorbeugen

Der Fachkräftemangel wird alle Unternehmen betreffen. Es gibt viele Lösungsmöglichkeiten. Aber die Vorstellung, dass am Ende alles so bleibt wie bisher, ist eine Illusion. Die Zeit, sich adäquat vorzubereiten, hat schon längst begonnen. Unsere erfahrenen Berater können Sie unterstützen, wenn Sie für Ihr Unternehmen die richtigen Maßnahmen planen und umsetzen wollen.

Ihr Nutzen

  • Die Folgen des Fachkräftemangels auf die Projektarbeit werden abgefedert
  • Produktentstehungsvorhaben werden fokussiert umgesetzt