Agiles Bewusstsein schaffen
Vor allem in komplexen Entwicklungsprojekten nutzen Unternehmen agile Arbeitsweisen, um schnell und effektiv auf die sich stetig ändernde Markt- und Kundenanforderungen zu reagieren. Damit sie von den Vorteilen agiler Methoden profitieren ist es wichtig, dass Führungskräfte aus Forschung und Entwicklung und auch das Top-Management, die hinter den agilen Methoden liegenden Werte und Prinzipien verinnerlichen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Basis für den erfolgreichen Einsatz agiler Methoden in der Schaffung eines agilen Bewusstseins liegt, vor allem bei den Führungskräften!
Grundlagen agiler Arbeitsweisen: Empirische Prozesskontrolle, Wertorientierung, selbstorganisierte Teams und kontinuierliche Verbesserung
Agile Arbeitsweisen, wie beispielsweise Scrum, eignen sich besser als Wasserfall-Prozesse und klassische Projektmanagement-Methoden für besonders komplexe Entwicklungsherausforderungen, da sie auf regelmäßiger, adaptiver Planung und empirischer Prozesskontrolle aufbauen. Kernelement ist dabei, dass in regelmäßigen Abständen die Ergebnisse analysiert werden und die Konsequenzen der Analyse sofort wieder in die Lösung einfließen. Somit wird in kurzen Abständen ein hohes Maß an Transparenz geschaffen. Diese Vorgehensweise hilft nicht nur in komplexen Projekten, da sie:
- Kundenfeedback bereits während der Entwicklung berücksichtigen.
- Die technische Umsetzung Ihres Produktes regelmäßig testen.
- Ein marktgerechtes Entwicklungsergebnis erreichen.
Außerdem ist ein zentrales Element agiler Arbeitsweisen die Wertorientierung. Dies bedeutet, die richtigen Dinge zu tun, also die Effektivität zu steigern, in dem man sich auf die wertschöpfenden Tätigkeiten und Ergebnisse für den Kunden fokussiert. Diese klare Kundenzentrierung stellt den Kunden als zentrales Element im Entwicklungsprozess noch stärker in den Mittelpunkt, da frühzeitig und kurzzyklisch von Kunden oder Vertretern des Kunden (z.B. Vertrieb) Feedback eingefordert wird. Damit verhindert man nicht nur am Kunden vorbei zu entwickeln, sondern man sorgt auch dafür, bereits frühzeitig verwertbare Ergebnisse zu erzeugen. Außerdem beinhaltet die Wertorientierung die Steigerung der Effizienz, die Dinge richtig zu tun, also Ressourcen gut zu nutzen. Beispielsweise Planungs- und Entwicklungszeit in ein richtiges Verhältnis zueinander zu setzen.
Agile Konzepte bauen auf selbstorganisierten Teams auf. Dabei handelt es sich um kleine Gruppen, welche zusammen die Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, vollständige Lösungen zu entwickeln und eigenverantwortlich relevante Entscheidungen treffen zu können. Selbstorganisierte Teams haben folgende Vorteile:
- Sie haben einen schnelleren und umfassenderen Wissens- und Erfahrungsaustausch.
- Sie treffen Entscheidungen selbst und halten damit Entscheidungswege kurz.
- Die intrinsische Motivation ist durch ihre Autonomie gesteigert.
- Die Identifikation mit dem Produkt ist höher.
Eine weitere Grundlage von agilen Arbeitsweisen liegt in der kontinuierlichen Verbesserung des Produktes und der Arbeitsweisen. Ist ein Team stabil in seiner Besetzung und langfristig für ein Produkt verantwortlich, kann es durch das kurzyklische, regelmäßige Lernen innerhalb der empirischen Prozesskontrolle, spezifisches (Erfahrungs-)Wissen nachhaltig austauschen und aufbauen, sowohl bezüglich des Produktes als auch im Rahmen der Verbesserung der Zusammenarbeit. Außerdem sorgen agile Organisationen für einen regelmäßigen Austausch zwischen den Teams und für gezielte Wissenskonservierung durch eine zentral zugängliche, transparente Sammlung von Wissen.
Agile Praktiken, Werte und Prinzipien verstehen
Die unterschiedlichen agilen Arbeitsweisen beinhalten spezielle Praktiken, sowie Werte und Prinzipien. Eine der bekanntesten und verbreiteten agilen Arbeitsweisen ist das Scrum Framework.
Scrum definiert folgende Rollen und Praktiken:
- Rollen (Produkt Owner, Scrum Master, Entwicklungsteam, Stakeholder)
- Ereignisse (Sprint, Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Retrospektive, Backlog Refinement)
- Artefakte (Produkt Backlog, Sprint Backlog, Inkrement)
- Regeln (Working Agreement, Definition of Ready, Definition of Done)
Die vier Werte und 12 Prinzipien aus dem agilen Manifest bilden den Kern der agilen Arbeitsweise. Sie lassen sich auf Hardware- und Softwareentwicklung gleichermaßen anwenden. Sie bilden das agile Mindset, welches alle Scrum-Beteiligte, deren Führungskräfte und das Top-Management besitzen müssen, um nachhaltig die Vorteile agiler Arbeitsweisen nutzen zu können.
Agilität beginnt an der Spitze
Führungskräften aus Forschung und Entwicklung, die sich mit Agilität befassen, sollte eines bewusst sein: Die Implementierung agiler Arbeitsweisen führt zu einem Kulturwandel, der Hierarchien, Strukturen und Prozesse beeinflusst. Diese Veränderung kann nur zu einem erfolgreichen Ergebnis führen, wenn das Management sich noch vor dem Pilotprojekt ausführlich mit den agilen Prinzipien und Methoden befasst und die damit verbundenen Änderungen versteht. Es muss sich bewusst für den Wandel entscheiden und das agile Mindset im eigenen Unternehmen vorleben. Nur dann lassen sich die Vorteile, die sie sich von agilen Methoden versprechen, tatsächlich erreichen.
Agile Arbeitsweisen erfordern einen speziellen Führungsstil. Führungskräfte besitzen nicht mehr die fachliche Führung, sie geben keine technischen Lösungen vor oder bestimmen die Arbeitsorganisation in ihrem Team oder ihrer Abteilung. Mitarbeiter in agilen Teams sollen sich selbstständig organisieren und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen. Dazu muss ihnen gegenüber Transparenz und Klarheit in der Kommunikation herrschen. Dies benötigt Vertrauen und Wertschätzung in der Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten.
Auf diese veränderte Rolle müssen sich Führungskräfte ausreichend vorbereiten. Es reicht nicht nur, die Regeln und Funktionsweisen agiler Methoden zu verstehen. Die Prinzipien und Werte, die ihnen zugrunde liegen, müssen verinnerlicht und ein Wandel im Führungsverhalten vollzogen sein. Das ist die Grundbedingung, um Agilität konsequent und langfristig erfolgreich einzusetzen.
Wir helfen Ihnen, Agilität zu verstehen
In Kundenprojekten erleben unsere Berater immer wieder, wie wichtig es ist, die nötigen Grundlagen für agiles Arbeiten zu schaffen. Aus diesem Grund haben wir für diese initiale Phase der agilen Transformation spezielle Workshop-Formate entwickelt. Sie ermöglichen es Fachkräften aus Forschung und Entwicklung und allen beteiligten Führungskräften, Mitarbeitern und Stakeholdern, sich ausführlich mit Agilität z. B. in Puncto Leadership, Teamarbeit und Mindset auseinanderzusetzen:
- In unserem Agile Awareness Workshop machen sich die Teilnehmer innerhalb eines Tages mit den Prinzipien agiler Führung, Methoden und Arbeitsweisen vertraut. Konsequenzen, Herausforderungen und Lösungsansätze werden in einem risikofreien Raum erlebbar.
- In unseren zweitägigen agilen Grundlagen-Trainings konzentrieren sich die Teilnehmer auf die Einsatzgebiete, Erfolgsfaktoren und Potenziale agiler Methoden. Sie lernen, die Methoden anzuwenden und das nötige Mindset zu entwickeln.
- Im Agile Quick Check befassen sich Führungskräfte mit der „Reife“ ihres Organisationsbereichs und dem zu erwartenden Aufwand für die Einführung agiler Methoden.
Der Agile Awareness Workshop dient als Entscheidungsgrundlage. Die Teilnehmer gleichen darin ihre Erwartungen und Ziele ab. Im Anschluss daran sollten Führungskräfte sich bewusst für die Einführung agiler Methoden entscheiden. Auf dieses Commitment folgt dann die Auswahl des Pilotprojekts und die Installation eines Transformationsteam.
Wenn Sie sich mehr für die Herausforderungen von Agiler Führung interessieren, empfehlen wir Ihnen unseren Newsletter Agile Führung – eine Antwort auf Komplexität, Unsicherheit und Veränderungsdruck.
Ihr Nutzen
- Sie lernen, wie die agilen Methoden funktionieren.
- Sie verstehen, welche Konsequenzen die Einführung agiler Methoden mit sich bringt.
- Sie erkennen, warum Agilität auch eine Frage des Mindsets ist.
- Sie entscheiden sich bewusst, Agilität in ihrem Unternehmen zu nutzen.
- Sie erwerben alle Grundlagen, die für ein erfolgreiches Pilotprojekt notwendig sind.