Anforderungsmanagement

Ingenieure sind in der Lage anspruchsvolle Produkt zu entwickeln und schaffen es immer wieder ihre Kreativität und den Ideenreichtum unter Beweis zu stellen. Dabei stellen wir jedoch fest, dass viele Produkte an den eigentlichen Bedürfnissen des Kunden vorbei entwickelt werden. Das führt zu Ladenhütern oder zu unnötig hohen Entwicklungskosten. Um solche Fehlentwicklungen zu vermeiden und am Ende ein auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmtes Produkt zu entwickeln, hilft Ihnen das Anforderungsmanagement. Sie denken: „Nur Theorie?“ Wir zeigen Ihnen die bewährte Praxis aus unseren Projekten.

Anforderungsmanagement in Entwicklungsprozessen

Das Anforderungsmanagement (auch Requirements-Engineering oder Requirements-Management genannt) ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für alle Entwicklungsvorhaben. Ziel ist es, ein genau auf die Bedürfnisse der internen und externen Kunden angepasstes Produkt zu entwickeln. Prozessual begleitet das interdisziplinäre Anforderungsmanagement Entwicklungsprojekte von der Idee über die Entwicklung, bis zur Marktreife. Sogar darüber hinaus können nach Abschluss des eigentlichen Produktentwicklungsprojekte neue Anforderungen über die Produktpflege aufgenommen werden. So schließt sich der Kreislauf und die neuen Anforderungen können in ein neues Produktentstehungsprojekt münden. In diesem Fall möchten wir uns explizit auf die Anforderungen im Rahmen von Entwicklungsprozessen konzentrieren.

Kunden verstehen! – Damit beginnt professionelles Anforderungsmanagement

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Sammeln, Abstimmen und Fixieren von Kundenanforderungen

Zu Beginn müssen alle firmenexternen und -internen Kundenanforderungen aufgenommen und beschrieben werden. Dabei stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um die Bedürfnisse, Erwartungen, Einschränkungen und Wünsche von Stakeholdern und Kunden herauszuarbeiten und daraus eine Anforderungsdokumentation zu erstellen.

  • Interviews / Semistrukturierte Interviews: Es können persönliche oder telefonische Interviews mit den Stakeholdern geführt werden.
  • Fragebögen: Auch eine schriftliche Befragung ist möglich, um in strukturierter Form Anforderungen zu erheben. So können die Erwartungen einer großen Zahl von Stakeholdern erfasst werden.
  • Workshops: Mithilfe von Kreativitätstechniken können die Stakeholder und Kunden in Workshops angeleitet werden, Aspekte zu entdecken die im Projekt berücksichtigt werden müssen, welche sie durch einfaches Brainstorming nicht bedacht hätten.
  • Feldbeobachtungen: Eine weitere Methode ist die Beobachtung der Arbeitsabläufe der Stakeholder und die entsprechende schriftliche oder visuelle Dokumentation. Die sogenannten „Use-Cases“ (also Anwendungssituationen) verhelfen dem Beobachter die Anforderungen des Kunden besser zu verstehen.
  • Design Thinking: Eine alternative Methode zu den Interviews, dabei werden auf kreative Art innovative Ansätze gebildet.
  • Wiederverwendung: Basis-Workflows - an die sich Anwender gewöhnt haben – sollen bei Erneuerung eines technischen Systems mit hoher Wahrscheinlichkeit beibehalten werden. Statt alle Anforderungen neu zu erarbeiten, sollte auf vorhandene Dokumentationen zurückgegriffen werden.

Während Sammlung und Definition dieser Kundenanforderungen identifizieren wir konfliktäre Anforderungen und stimmen sie mit den Stakeholdern und Kunden ab. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Validität der beschriebenen Anforderungen bereits früh im Entwicklungsprozess überprüft wird – „Haben wir die richtigen Anforderungen beschrieben?“. In einem letzten Schritt werden die konfliktfreien Anforderungen fixiert, bewertet und freigegeben. Im Rahmen der Bewertung werden auch einhergehende Risiken berücksichtigt.

Produktanforderungen entwickeln und herunterbrechen

In Bezug auf das Anforderungsmanagement ist hier besonders wichtig, dass im V-Modell:

  • Die Anforderungen des gesamten Systems auf die einzelnen Module, Komponenten heruntergebrochen werden.
  • Den Anforderungen technische Spezifikationen gegenübergestellt werden.
  • Die einzelnen Komponenten werden jeweils für sich und in der Integration zum System den Spezifikationen und Anforderungen gegenübergestellt, getestet und validiert.
    Dadurch wird sichergestellt, dass alle Pflichten aus dem Pflichtenheft im finalen Produkt auch umgesetzt wurden und einwandfrei funktionieren.
    Wichtig: Spezifikationen werden getestet und Anforderungen validiert.

Auf der linken Seite des V-Modells werden (Kunden)-Anforderungen in Spezifikationen überführt und dann in deren Elemente (Module, Komponenten) „zerlegt“. Am unteren Ende des V-Modells erfolgt die technische Umsetzung. Der Vorteil des V-Modells liegt nun auf der rechten Seite. Eine Prüfung der erfolgreichen Umsetzung aller Komponenten, Module und des Gesamtsystems wird in mehreren Schritten über Testfälle auf jeder Ebene sichergestellt. So wird immer erst das Element auf jeder Ebene (z.B. Komponente) für sich und dann das integrierte Element getestet. Bis zum Systemtest wird dabei geprüft, ob das entwickelte System den fachlichen Spezifikationen (Lastenheft) nachkommt. Erst in der letzten Stufe – im Abnahmetest / Systemvalidierung – werden die (Kunden-) Anforderungen validiert. Dieser Test ist wichtig, da es vorkommen kann, dass zwar alle technischen Spezifikationen erfüllt werden, sich aber trotzdem nicht der erhoffte Nutzen aus dem System ergibt, die Anforderungen also nicht erfüllt werden.

Änderungen kommen auf jeden Fall, setzen sie deshalb direkt auf professionelles Änderungsmanagement.
Eingangs haben wir bereits den Kreislauf der Kundenanforderungen beschrieben. In (fast) jedem Projekt wird es im Verlauf – also zu einem Zeitpunkt in diesem Kreislauf – zu Änderungen von Anforderungen und/oder technischen Spezifikationen kommen. Der strukturierte Prozess des Änderungsmanagements beinhaltet den Umgang mit Änderungen, Aufnahme, Dokumentation, Bewertung der Konsequenzen, Entscheidung auf den dafür notwendigen Ebenen und die finale Kommunikation. Die Effizienz des Projektteams steigt ebenfalls, wenn dieses befähigt wird, Entscheidungen über Änderungen eigenständig durchzuführen. Über die Kompetenzen des Projektteams hinausreichende Entscheidungen können zusätzlich von einem Gremium / Steuerungskreis im Sinne des Unternehmens sicherstellt werden. Mehr erfahren Sie hier.

Fazit

Das professionell implementierte Anforderungsmanagement ist ein Garant für erfolgreiche Produktentstehung. Fundierte Entscheidungen über Produktspezifikationen können Sie fällen, wenn Sie die Kundensituation verstanden haben, die Anforderungen strukturiert aufnehmen, dokumentieren, priorisieren und verwalten. Sie wissen, welche Kundenanforderungen im neuen Produkt technisch machbar und wirtschaftlich umsetzbar sind. Sie haben Klarheit darüber, welche Konsequenzen die Veränderung von jeweiligen Kundenanforderungen und daraus resultierenden Spezifikationen haben. Und letztendlich sind Sie sich sicher, dass alle getesteten Komponenten und Module im Gesamtsystem integriert funktionieren und welche Anforderungen damit letztendlich erfüllt werden.

Ihr Nutzen

  • Sie erreichen eine höhere Projekteffizienz.
  • Sie ändern weniger Anforderungen im Projektverlauf.
  • Sie erkennen früher Probleme und Änderungsnotwendigkeiten.
  • Sie reduzieren die Anzahl von Fehlern und Unstimmigkeiten.
  • Sie können die Projektkosten verringern, da Folgekosten aus Fehlern vermieden werden.
  • Sie schließen Ihr Projekt „in Time and Budget“ ab.
  • Sie erreichen einer höhere Kundenzufriedenheit, durch Befriedigung genau der für den Kunden wichtigen Anforderungen und Bedürfnisse.
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