Skalierung

Zwei Erfolgsfaktoren sind kleine eigenverantwortliche Teams und empirische Prozesskontrolle. Aber mit einem kleinen Team können umfangreichere komplexe Entwicklungsvorhaben nicht realisiert werden. Die zentrale Frage ist also, wie wir die Vorteile der Agilität auch im Großen beibehalten können. Hier kommen die verschiedenen agilen Skalierungs-Frameworks ins Spiel.

Gründe für die Skalierung

Die meisten Unternehmen sammeln zunächst Erfahrungen im Umgang mit agilen Prinzipien indem sie SCRUM oder Kanban in überschaubaren Pilotprojekten oder ausgewählten Entwicklungsbereichen einsetzen. Das ist auch richtig so. Stellen sich dabei echte Erfolge ein, so werden die Unternehmen den agilen Mindset befördern und agile Führung und Arbeitsweisen weiter ausrollen:

  • Weitere Projekte oder Entwicklungsgruppen werden Scrum oder Kanban anwenden
  • Umfangreiche und komplexe Projekte werden agil durchgeführt
  • Ganze Wertströme werden agil
  • Die gesamte Organisation wird agil

Skalierungs-Frameworks im Überblick

Agile Skalierungs-Frameworks erweitern Scrum um neue Strukturelemente für eine kontextbezogene Skalierung. Die in der DACH-Region wohl am meisten verbreiteten Frameworks sind SAFe®, LeSS®, Scrum@Scale® und NEXUS®. Die höhere Komplexität der Skalierungs-Frameworks im Vergleich zu Scrum stellt deutlich höhere Anforderungen an das Führungsverhalten, das Systemdenken auf Organisations- und Produktebene, die kontinuierliche Integrationsfähigkeit und die Zusammenarbeit verteilter Teams.

Selbstverständnis und Komplexität der verschiedenen agilen Skalierungs-Frameworks unterscheiden sich teils erheblich. Andererseits gilt auch für die agile Skalierung das Prinzip der empirischen Prozesskontrolle. Es hilft also nicht, ein agiles Skalierungs-Framework dogmatisch einzuführen. Wichtiger ist, die agilen Prinzipien konsequent anzuwenden, Erfahrungen zu sammeln und zu adaptieren. Einige Frameworks stellen dieses Selbstverständnis stärker heraus als andere. So wird aus lernenden Teams eine lernende Organisation.

Despriptiv versus präskriptiv

Die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Frameworks ermöglicht jedem Unternehmen einen Ansatz zu entwickeln, der gut zur spezifischen Ausgangssituation und Zielsetzung passt. Hier spielen insbesondere die Unterschiede in der Flexibilität und Modularität eine große Rolle.

Flexible Frameworks wie Scrum@Scale ermöglichen eine stufenweise und behutsame Einführung. Das Framework wird abhängig vom konkreten Handlungsbedarf des Unternehmens schrittweise eingeführt und erfahren. Dabei wird vorrangig mit den Modulen begonnen, die zum Erreichen der Zielsetzung am meisten beitragen.

Präskriptive Ansätze wie SAFe® vermitteln unerfahrenen Unternehmen mehr Sicherheit, weil sie konkrete Praktiken und eine vorbereitete Implementierungs-Roadmap anbieten. Ihre Systematik und Strukturiertheit spricht Führungskräfte, die komplexe klassische Projektmanagementsysteme und detaillierte Produktentstehungsprozess gewöhnt sind, eher an. Allerdings ist ihre Komplexität auch sehr hoch.

Ohne Veränderungsmanagement geht es nicht

Für welches agile Skalierungs-Framework Sie sich auch entscheiden. Noch vielmehr als bei der Pilotierung von Scrum oder Kanban in kleinen Projekten gilt für die Skalierung:

  • Setzen Sie ein begleitendes Veränderungsmanagement auf.
  • Zeigen Sie die Notwendigkeit der Veränderung auf. Überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter.
  • Schulen Sie Ihre Führungskräfte. Nur so können sie ihre Teams als Servant Leader unterstützen.
  • Sorgen Sie für proaktive Führung. Führungskräfte müssen agile Prinzipien verinnerlichen und vorleben.
  • Schulen Sie Ihre Teammitglieder. Sorgen Sie für eine ausreichende Anzahl agiler Coaches.
  • Generieren und kommunizieren Sie Quick-Wins.

Ihr Nutzen

  • Agile Skalierungs-Frameworks stehen nicht im Widerspruch zu den Erfolgsfaktoren von Scrum.
  • Die in der DACH-Region wohl am meisten verbreiteten Frameworks sind SAFe®, LeSS®, Scrum@Scale® und NEXUS®.
  • Selbstverständnis und Komplexität der verschiedenen agilen Skalierungs-Frameworks unterscheiden sich erheblich.
  • Die höhere Komplexität stellt deutlich höhere Anforderungen an das Führungsverhalten, das Systemdenken auf Organisations- und Produktebene, die kontinuierliche Integrationsfähigkeit und die Zusammenarbeit verteilter Teams.